Brillant einfache Formel
Foto-Ausstellung der „Wächter des Reinheitsgebots“ in der Hubertushalle eröffnet

Die Vernissage der Ausstellung in der Hubertushalle war gut besucht, die Bilder faszinierten ihre Betrachter.
Komponisten, die aus den gleichen vier Zutaten immer neue Biersymphonien erschaffen, Brauer aus echtem Schrot und Korn, die Tradition voller Hingabe leben – der Fotograf Sead Husic hat bayerische Bierbrauer als „Wächter des Reinheitsgebots“ monumental in Szene gesetzt. Überlebensgroß auf Leinwand gedruckt, reisen die Porträts im Rahmen einer Wanderausstellung von einer Braustadt zur nächsten. Bis zum 22. Juni füllen sie die Hubertushalle an der Regensburger Straße, am Freitagabend war die Vernissage der Ausstellung.
„Als ich die Idee zur Ausstellung hörte, dachte ich an verstaubte Ahnenbilder“, sagte Christoph Kämpf, Geschäftsführer der Karmelitenbrauerei am Freitagabend. Als Fotograf Husic sagte, er solle sich für das Bild auf den Boden legen, sei es Kämpf schwergefallen, das seinen Mitarbeitern zu erklären: „Der Chef liegt mitten in der Arbeitszeit auf dem Boden, da sind schon einige kopfschüttelnd vorbeigegangen“, erzählte er. Das Ergebnis des Shootings habe ihn aber begeistert.
Auch Dr. Lothar Ebbertz war zuerst skeptisch. „Ich befürchtete Konterfeis in Ehren ergrauter Herren und nie ergrauender Damen“, sagte Dr. Ebbertz bei seiner Ansprache. Die Fotoserie entstand im Auftrag des bayerischen Brauerbunds, dessen Geschäfte Dr. Ebbertz führt, anlässlich des 500-jährigen Jubiläums des Reinheitsgebots. „Brauer stellen aus den immer gleichen vier Zutaten höchst unterschiedliche Biere her“, sagte er. Daran habe sich der Fotograf orientiert: Mit den immer gleichen Konstanten – den Brauern, ihrem Bier und der Vorgabe „ernst wie ein Wächter“ zu blicken – habe er unterschiedliche Bilder geschaffen, die zur intensiven Betrachtung einladen, analysierte Dr. Ebbertz.a

Die Ausstellung ermöglicht haben (v.l.) Brauerbund-Geschäftsführer Dr. Lothar Ebbertz, Karmelitenbrauerei-Geschäftsführer Christoph Kämpf, Tagblatt-Verleger Prof. Dr. Martin Balle und Oberbürgermeister Markus Pannermayr.
Majestätische Posen in lichtdurchfluteter Halle
Der Besucher wandelt in der lichtdurchfluteten Hubertushalle durch einen labyrinthischen Garten aus teils übermannshohen Stellwänden, auf die Drucke der Bilder der Brauer gespannt sind. Von hinten beleuchtet, geht von den Porträts der Wächter des Reinheitsgebots ein unergründlicher Schimmer aus, der die majestätischen Posen, ausdrucksstarken Gesten und geschichtsvollen Blicke noch erhabener wirken lässt.
Die Halle trägt das Ihre zu der fast andächtigen Atmosphäre bei: Ein „Glücksfall für den Städtebau“, nannte Oberbürgermeister Markus Pannermayr in seinem Grußwort als Schirmherr die liebevoll renovierte Halle, die 1899, vor mehr als hundert Jahren, vom Hagen an die Regensburger Straße neben das Dietl-Bräu versetzt worden war, nachdem sie jahrzehntelang ihren Dienst im Volksfest getan hatte. In seinem Grußwort dankte er deshalb auch der Familie Bauer, die in langer Eigenarbeit die Halle renoviert hat.
„Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken“, zitierte der OB Martin Luther und sprach auch die Bedeutung von Familienunternehmen für die Braukunst an: „Überall dort müssen wir besonders hinschauen, wo inhabergeführte Betriebe wirtschaften“, betonte Pannermayr.
Das 500-jährige Bestehen des Reinheitsgebots sei auch dem Verantwortungsgefühl der Brauereien in Familienhand geschuldet: „Eine Idee lebt nur, wo Menschen von ihr überzeugt sind und dahinterstehen.“ Christoph Kämpf teilt die Meinung des OB: „Das Reinheitsgebot wird auch in hundert Jahren noch bestehen, solange es Brauereien gibt, die darüber wachen.“ Brillant einfach sei die Formel – und entfalte so eine enorme Zugkraft. „Sogar manche Brauereien in Amerika brauen ihr Bier nach dem Reinheitsgebot, obwohl sie nicht müssten“, erzählt Kämpf. Das Gebot ist aber ein rein bayerisches Kulturgut, wie die Fotoausstellung zeigt.
Die Ausstellung
Die Ausstellung in der Hubertushalle, der Regensburger Straße 22c, hat unter der Woche von 12 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Nach Ende der Wanderausstellung sollen die Porträts womöglich an die jeweiligen Brauereien übergeben werden, sagt Christoph Kämpf. Bis 22. Juni sind sie in Straubing.